Interview mit Eva-Maria Geisler 2017

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Interviews: Eva-Maria Geisler 2017 | Alois Gräter 2017 |

Eva-Maria Geisler im Gespräch

Was waren deine Highlights des vergangenen Jahres?
Klar waren meine vier Hattricks (Dortmund, Mannheim und zweimal München) tolle Erfolge. Gerade jener in Dortmund Anfang Februar war einzigartig. Dabei begann der Renntag gar nicht so besonders gut, nach meinem ersten Sieg ging dann aber alles Schlag auf Schlag und erscheint mir heute wie ein Rauschzustand. Man überträgt plötzlich enorme Energien auf die Pferde. Ich bin der festen Meinung die spüren das. Der Sieg mit meinem Herzenspferd Alta Monte war ein emotionales Highlight. Es war immer mein Wunsch, ein Rennen mit ihm zu gewinnen, allerdings habe ich nicht unbedingt bereits an dem Tag damit gerechnet. Ein weiteres Highlight war für mich der Sieg mit dem schnellsten Schecken der Welt (Silvery Moon). Da hieß es immer. der gewinnt nur mit Andrasch Starke. Es hat mich enorm gefreut, dass auch mir das gelungen ist und ich allen zeigen konnte, er gewinnt auch mit mir! Ein Ritt im Derby (Rosenhill, Besitzer Hans Hülsenbeck) mit der gesamten Stimmung rundherum, den Interviews für TV und Zeitungen etc. waren klarerweise ein Highlight, ebenso der dritte Platz mit Lips Planet im Listenrennen in Düsseldorf. Nicht zuletzt muss ich hier auch die sechs Siege in Folge mit dem Sprinter Emirati Spirit nennen.

Ehrung zum Bayrischen Jockeychampionat
Photo von Murat Fischer

Weshalb hast du dich entschlossen, aufzuhören und auf die zum Jockeytitel noch fehlenden Siege zu verzichten.
Als Frau im Rennsport sollte man wissen, wann man besser aufhört. Es wird für jeden Nachwuchsreiter sehr schwer, sobald die Erlaubnis weg ist, noch schwieriger wird es dann für uns Frauen. Ich möchte nicht für ein, zwei Ritte stundenlang im Auto sitzen und am Toto 350:10 zu stehen. Nein, nach so einem tollen erfolgreichen Jahr 2016 kann es nicht besser werden. Unabhängig davon, habe ich bereits Anfang 2016 gesagt, dass ich mit Ende der Saison aufhören möchte, um mich wieder ganz auf meine Familie, meine Tochter Lilly zu konzentrieren.

Wie siehst Du die Entwicklung in Frankreich; dort bekommen Frauen ab 1. März in fast allen Rennen ab zwei Kilo Erlaubnis?
Mit einem kleinen, weinenden Auge: damit wird schließlich untermauert, dass Frauen die schwächeren Reiter sind und mit einem großen lachenden Auge, weil es für Frauen wirklich eine enorme Chance bedeutet. Zwei Kilo Erlaubnis können sehr viel bewirken. Frauen in Frankreich werden mehr Chancen und mehr Chancenritte bekommen.

Gäbe es ab sofort auch in Deutschland diese oder eine ähnliche Regelung, würdest du an ein Comeback denken?
Nein, mein Entschluss war gefasst. Ich hatte eine psychisch wie physisch anstrengende Saison hinter mir, ein Comeback käme für mich auch in so einem Fall nicht in Frage, mein Kopf hat einfach abgeschlossen mit der Rennreiterei.

Gab es während des letztes Jahres Momente, bei denen du an dir selbst gezweifelt hattest, wo es nicht so gut lief?
Ich hatte nach dem Sieg auf Lips Dancer am 1. November in München eine lange Durststrecke, die brachte mich sehr zum Nachdenken. Es lief mir nicht mehr alles so leicht von der Hand. Ich habe im Rennen zu krampfhaft versucht, alles richtig zu machen und um alles richtig zu machen falsche Entscheidungen getroffen; das nagt an einem Sportler. Ich in der Phase habe ehrlich gesagt schon überlegt, früher als Ende des Jahres die Stiefel an den Nagel zu hängen.

Hast Du Lieblingspferde bzw. Pferde über deren Charakter du etwas sagen möchtest?
Alta Monte Alta Monte, durch seine Behinderung, er hat ja nur ein Auge. Da ist der berühmte Funke übergesprungen. Mit ihm arbeite ich täglich, das bindet natürlich auch. Im Rennen ist Leoderprofi toll zu reiten. Er gibt einem immer das Gefühl, auf einen aufzupassen, er ist eine Lebensversicherung. Mit Bin Manduro habe ich mich immer sehr gut verstanden. Er ist ein Typ Pferd, das zu mir passt. Ich habe immer viel mit den Pferden geredet während des Rennens, Bin Manduro mag das. Auch Twain möchte ich noch nennen. Er hat einen tollen, sehr eigenwilligen Charakter, geht nur gut, wenn er den Reiter mag, vor allem mit Frauen. Mich mochte er.

Siegritt auf Kaminski am 11.09.2017
Photo von Murat Fischer

Dein bester Ritt aus deiner Sicht?
Der Ausgleich 3-Sieg auf Leoderprofi in Baden-Baden im Herbst 2015 fällt mir da zuerst ein. Ich konnte unseren Plan genauso umsetzen wie besprochen, vielleicht sogar noch besser. Der Ritt auf Winsome Academy und der Ritt auf Kaminski am 11. September in München waren auch sehr gut gelungen. Der Spruch des Rennkommentators Nicolaus von Miltitz nach dem knappen Sieg auf Kaminski: "Sie macht es wieder die Zwingelstein, die reitet wie vom anderen Stern" wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Wie sieht deine weitere Berufsplanung bzw. Karriere aus?
Privat möchte ich mich mehr um meine Familie, die sich im Herbst vergrößern wird, kümmern. Beruflich auf jedenfall etwas mit Pferden, ich habe ein paar Ideen, vorerst aber kümmere ich mich verstärkt um unseren Stall.

Drei Punkte die deiner Ansicht nach im deutschen Rennsport verändert werden sollten.
Die Preisgelder gehören den erhöhten Kosten angepasst.
Amateure sollen erst ab einer gewissen Siegzahl in Jockeyrennen reiten dürfen.
Wir brauchen außerdem Lehrlingsrennen, um dem Nachwuchs mehr Chancen zu geben; nur so bekommen sie mehr Praxis.

Wer war dein Vorbild?
Ganz klar Angela Kull Höhn, eine Frau, die sich langfristig in einer Männerdomäne behaupten konnte.

Mit welchen drei Turfpersönlichkeiten würdest du gerne ein Abendessen verbringen?
Ralf Steinmetz, Starter auf vielen deutschen Bahnen. Ich hatte immer das Gefühl, er ist loyal und passt auf einen auf.
Erika Mäder, Trainerin in Krefeld. Sie war für mich immer wie eine Mama im Rennsport.
Frederik Tylicky; ich habe noch aktiv mit ihm Rennen geritten, zum Beispiel das deutsche Derby. Er war gerade drauf und dran, einer der besten Jockeys in Europa zu werden, bevor er vom Schicksal jäh gestoppt wurde. Dieses Ereignis ist mir immer wieder im Kopf rumgeschwirrt und war ein Mitgrund für das Ende meiner Rennreiterkarriere.

Danke für das Gespräch

Starter


Sonntag, 24. März
Nancy
3.R.
Vizindi
8.
Kontakt: An der Rennbahn 8-9, 76473 Iffezheim | Tel: +49/(0)176/ 205 70 115 | Email: gerald.geisler@gmx.de